Das Marktwesen in Füssen: vom Mittelalter bis heute

Blick auf den Wochenmarkt 1926 // Stadtarchiv Füssen

Mittelalter

  • 30.12.1434: Kaiser Sigismund von Luxemburg (1368–1437) bestätigt das Marktrecht für Jahr- und Wochenmärkte in Füssen – das Recht gab es also schon zuvor, allerdings noch nicht beurkundet [1]
  • Marktordnung („Marckhtordnung“) – erschienen mehrmals zwischen den Jahren 1530 und 1568 – gibt keinen genauen Marktort an; es wird nur das „Rathauß“ angegeben, wo alle zu verkaufenden Waren gewogen werden mussten („bey gemainer Statt waage“) [2]
  • In dieser Marktordnung wird u. a. von Flachs und Garn und „Annderes, dergleichen Wahren“ gesprochen, die dort angeboten werden [3]

19. Jahrhundert bis 1945

  • Marktbudenverzeichnis von 1848 gibt erstmals wieder Auskunft über Märkte
    • Über die angegebenen Gewerbe der Fieranten kann Rückschluss auf die feilgebotenen Waren gezogen werden; demnach werden v. a. Weber (dabei auch Schuhe, Hüte usw.) sowie Accessoires (Galanterie) oder Obst bis hin zu Gold- und Silberwaren angeboten
  • „Wochenmarkts-Ordnung für die Stadt Füssen“ aus dem Jahr 1854
    • Darin: Es soll am „Samstage jeder Woche“ falls kein Feiertag darauf fällt, „in der Stadt Füssen ein Wochenmarkt abgehalten“ werden.[4] „Als Marktplatz ist der freie Platz vor dem Waag Haus unweit des Rathhausbrunnen in der Reichengasse Straße, oder wenn dieser durch einen Jahrmarkt in Anspruch genommen ist, der freie Platz vor dem Schrannengebäude bestimmt.“[5]
  • Fünf Jahrmärkte bzw. Krämermärkte [6] – Ende des 19./ Anfang 20. Jahrhunderts
    • Fasnachtsmarkt (zweitägig im Februar) – nachweisbar bis min. 1938 [7]
    • Himmelfahrtsmarkt (zweitägig im Mai)
    • Gallusmarkt (eintägig im Oktober)
    • Luzienmarkt/Lucienmarkt (eintägig im Dezember)
    • Magnusmarkt (im September; letzter Nachweis des Marktes am 6.9.1874) [8]
  • Marktplatz ist:
    • vor 1905: Reichenstraße; ist allerdings in keiner Marktordnung erwähnt [9]
    • ab 1905: „Zur Aufstellung der Buden und Verkaufsstände sind der Schulhausplatz [10] [handschrift.: nun Schulhausgasse], die Salzstadel- und hintere Grabenstraße [handschrift.: u. Sebastianstraße] bestimmt“ [11]
  • Drei Rindviehmärkte [12] - Viehmarktordnung 1896 [13]; nachweisbar bis min. 1938 [14]
    • Zwei Viehmärkte im Zusammenhang mit den Krämermärkten (Kirchweih- und Lucien-Jahrmarkt)
    • Spezialmarkt für Zuchtbullen (am Samstag nach Georgie)
    • Ort: „Als Marktplatz hiefür wird der Platz bei der städtischen Turnhalle bestimmt.“ [15]
    • Das ist heute die Augsburger Straße 20, wo diese Turnhalle 1893 gebaut wurde, später ist dort das Anwesen von Dr. Holzer
  • Weihnachtsmarkt
    • Bis ca. 1934 eigener Markt, danach auf den Kirchweihsonntag gelegt [16]

Ab 1945

Jahrmärkte

  • Ab 1949 finden drei Jahrmärkte statt [17]
    • Josefi-Markt (ab 1955 bis heute) [18]
    • Fastnachts- oder Fasnachtsmarkt wird 1954/55 abgeschafft und dafür der Josefi-Markt eingeführt durch eine Genehmigung der Regierung von Schwaben vom 3.8.1954 [19]
    • Himmelfahrtsmarkt [20]
    • Kirchweihmarkt – nachweisbar ab min. 1938 [21]
    • Marktort: Alle drei finden auch nach 1945 in der Sebastianstraße sowie danach Theresienstraße und Schulhausstraße, allerdings nur auf einer Straßenseite entlang dem Hotel „Zum Hirsch“, statt.[22] Ab 1993 wird die Morisse zum Marktort. [23]
    • Nachweisbar: 1950 bis 1952 finden weiterhin noch zwei Pferdemärkte (28.4. und 15.9.1951) und ein Fohlenmarkt (6.8.1951) statt [24]
    • Luzia-Markt wird gem. Stadtratsbeschluss vom 11.11.1949 nicht abgehalten bzw. wurde auch schon zuvor nicht mehr abgehalten
       

Wochenmarkt

  • Wochenmarkt bzw. Viktualienmarkt zwar schon vor 1945 (so z. B. auf dem Brotmarkt) [25]; aber keine Quellen im Archiv vorhanden, nur Bilder, die angeben, dass der erste Wochenmarkt am 26.6.1926 war [26]
  • Ab 1975 Wochenmarkt in Füssen [27] in der Inneren Kemptener Straße [ 28]
  • Ab 1984 Wochenmarkt auf dem Morisse-Parkplatz [29]

​​

Flohmärkte (Auswahl)

  • Veranstalter: Gymnasium Füssen
    • Zeit: Ab 1975 [30] [wie lange dieser bestand, muss noch eruiert werden]
    • Ort: Fußgängerzone, Reichenstraße
    • Karitativer Grundsatz „Füssener helfen Füssener“
    • Wird von Stadt unterstützt
  • Veranstalter: „Lions Club Füssen-Marktoberdorf“
    • Zeit: Ab 1976 [31] [wie lange dieser bestand, muss noch eruiert werden]
    • Ort: 1976: Parkplatz an der Luitpoldstraße [32], danach: Schrannengasse [33]
    • Karitativer Grundsatz
  • Diverse weitere Flohmärkte: vor dem V-Markt, von der Pfarrei Zu den Acht Seligkeiten [34]

 

Nikolausmarkt/„Kloasamarkt“

  • Veranstalter: Die „Runde“ (Interessengemeinschaft der Altstädter Geschäftsleute) [35], später „Werbegemeinschaft“
  • Zeit: Ab 1973 [36] bis heute
  • Ort: Altstadt (Hauptorte Schrannenplatz, Schrannengasse, Brunnengasse, sowie teilweise in  Hutergasse, Drehergasse und Brotmarkt) [37]
  • Wechselnde karitative Grundsatz; z. B. Motto 1977: „Ein Herz für die Altstadt“

 

Weihnachtsmarkt

  • Veranstalter: Ehepaar Zimmermann (1994), Füssener Werbegemeinschaft (ab 1998), später FTM
  • Zeit: Ab 1994 (10-tägig) [38], ab 1998 (neu konzipiert, 5-tägig) [39], ab 2011 Ortswechsel in den Klosterhof St. Mang
  • Ort: Reichenstraße, Brotmarkt und Kaiser-Maximilian-Platz (1994); rund um den Stadtbrunnen (ab 1998 bis 2002) [40], Kaiser-Maximilian-Platz (ab 2003 bis 2010) [41], Klosterhof St. Mang (ab 2011) [42]

​​

Die Aufbereitung der Geschichte der Märkte wurde freundlicherweise vom Stadtarchiv Füssen zur Verfügung gestellt.

Ansprechpartner:

Tobias Ranker
Leitung Stadtarchiv
Lechhalde 3
87629 Füssen

archiv@stadt-fuessen.de

Quellennachweise

[1] „Soche Jarmarckt und Wochenmarckt so dann die Bürgermeister Rat und Bürgern gemeinlich der Stadt Füßen […] bisher gehabt und hergebracht han von Romischer Keiserliecher mechte. […] Keiserlichen gnaden genwerticlichen in craft diess briefs, also daz da selbs zu Füßen Solche obgemeldte Jarmerckte und Wochenmerckte nu furtermnn ewiclichen sin und gehalten werden sollen und mugen, uff die tage und zeyt als die dann daselbs bißher geweßt und gehalten sin worden.“ Vgl. StdAF, A 36.413.06.

[2] „Welcher oder Welche aber an Wochen- Und Jarmärckhten oder auch in der Wochen, oder sonst khenntlich uff eines er-funden würde, das nichts an Ungewohnlichen Verpottnen Orth Verkhaufs auch an ain anndern orth dann bey gemainer Statt waage hete abwagen lassen, der soll hernach volg-ende Straf verwircktht haben.“ StdAF, A 22.185.1.

[3] Vgl. StdAF, A 22.185.1.

[4] StdAF, MN 210: Wochenmarkts-Ordnung für die Stadt Füssen 1854, § 1.

[5] StdAF, MN 210: Wochenmarkts-Ordnung für die Stadt Füssen 1854, § 2.

[6] StdAF, MN 1111. Vgl. dazu auch: StdAF, MN 97: Erlass einer Krämermarktordnung vom 1.5.1905 (ersetzt die Krämermarktordnung vom 16.4.1874), wobei auch vier Märkte erwähnt werden.

[7] MN 1139, Märkte in Füssen, 8.12.1938

[8] Letzter Nachweis im „Verzeichnis der Handelsleute- u. Gewerbetreibenden, welche den hiesigen Magnus-Jahrmarkt am 6. September 1874 bezogen haben“, in: StdAF, MN 1111. In der Krämermarktordnung vom 14.2.1903 wird der Magnusmarkt auch nicht mehr erwähnt. Vgl. StdAF, MN 1111.

[9] Zwar geben die Jahrmarktsordnungen keinerlei Hinweise auf den Ort, allerdings muss dieser bis 1905 in der Reichenstraße gewesen sein, da er zu dieser Zeit verlegt wurde. Dieser Verlegung ging ein Disput zwischen Stadtmagistrat und Collegium der Gemeindebevollmächtigten voraus: Der Stadtmagistrat wollte aufgrund der geringen Besucheranzahl und der nachlassenden Qualität („… an diesen Märkten feil gebotenen Waren großenteils minderwertig und darauf abgezielt ist, das kaufslustige Publikum zu täuschen …“ Vgl. StdAF, MN 1141: Beschluss Stadtmagistrat 17.2.1904.) alle Märkte auflösen, wogegen sich das Collegium stemmte (Vgl. StdAF, MN 1141: Collegium der Gemeindebevollmächtigten 3.3.1904.). Mit dem Argument der Feuergefahr in der Reichenstraße (in den Akten der Zeit stets „Reihenstraße“ genannt) wurden die Märkte verlegt.

[10] Adolf-Hitler-Platz (Beschluss 24.3.1933), Schulhausplatz (14.7.1945), Augsburger-Tor-Platz (Beschluss 4.11.1954), heute Kaiser-Maximilian-Platz (Beschluss 24.5.1993).

[11] Vgl. StdAF, MN 97: Kapitel 13 – Messen und Jahrmärkte; darin: Krämermarktordnung vom 11.5.1905.

[12] Vgl. StdAF, MN 97: Kapitel 13 – Messen und Jahrmärkte; darin: Viehmarktordnung vom 25.8.1896.

[13] Schon zuvor gab es eine Bestätigung des Viehmarktrechtes von Bischof Franz Johann von Augsburg am 26.3.1715. Vgl. dazu Ettelt I, S. 188 f.

[14] MN 1139, Märkte in Füssen, 8.12.1938

[15] Vgl. StdAF, MN 97: Kapitel 13 – Messen und Jahrmärkte; darin: Viehmarktordnung vom 25.8.1896.

[16] Vgl. StdAF, MN 1139, Märkte in Füssen, 8.12.1938

[17] Vgl. StdAF, V 3174: Stadtratsbeschluss vom 14.12.1948 Nr. 275.

[18] Im Jahr 1955 findet er wegen Bauarbeiten auf dem Augsburgertorplatz statt. FB 1955-250. Vgl. ebenso 1955-296.

[19] Vgl. FB 1955-250 (Genehmigung der Regierung und Ankündigung Josefi-Markt); FB 1955-305. Auch 1992 ist das Marktglände noch in der Schulhausstraße, Theresien- und Robert-Schmid-Straße (1992-243)

[20] Vgl. FB 1977-334; 1978-205.

[21] Vgl. StdAF, MN 1139, Füssen an Bezirksamt, 1.2.1934.

[22] Vgl. StdAF, V 3174: Stadtratsbeschluss vom 25.10.1949 Nr. 559.

[23] FB 1993-441.

[24] Vgl. StdAF, V 3174: Stadtrat Füssen an Allgäuer Bauernkalender, 5.9.1949 sowie 7.8.1950; ebd. Stadtrat Füssen an Landratsamt, 22.5.1951.

[25] Vgl. FB 1975-523 mit Bild.

[26] S. StdAF, BS 1154, 1155.

[27] Genehmigung vom LRA Ostallgäu mit Schreiben vom 17.4.1974, in: FB 1975 274; sowie Hauptartikel in FB 1975 317.

[28] Innere Kemptener Straße ist zw. Kemptener-, Glück- und Ottostraße (vgl. FB 1975 274)

[29] FB 3.10.1984, 1986-284, 1986-285 Bild

[30] Vgl. FB 1975-818/-820/-832; 1977-883

[31] Vgl. FB 1976-445; 1977-364. Vgl. ebenso 1977-100/-334/-395.

[32] FB 1976-445.

[33] FB 1978-371;

[34] FB 1986-1157.

[35] FB 1977-837.

[36] Vgl. FB 1973-667; Vgl. ebenso 1977-837/-825/-835.

[37] FB 1973-673/-675, 1977-837.

[38] FB 1994-1266/-1295.

[39] FB 1998-1498.

[40] FB 1998-1498.

[41] FB 2004-2 – 1095.

[42] Info von FTM (Tara Hartmann).