Füssen: Herausforderungen in der Stadtentwicklung bei fehlenden Finanzen; Wie kann man dennoch Stadt entwickeln?
Wie funktioniert Stadtentwicklung bei fehlenden Finanzen? Diese Frage stellten sich die Studierende der Hochschule München des Studiengangs Management sozialer Innovationen. Unter dem Motto „Wir füssen was tun“ stellten sie ihre kreativen und innovativen Lösungsvorschläge für stadtplanerische Probleme der Stadt Füssen vor.
Die erste Studierende-Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema der „Generierung von Geldern für bürgernahe Projekte“. Da der Bereich des Tourismus zwar hohe Einnahmen erzeugt, diese jedoch, aufgrund der rechtlichen Bestimmungen zumeist zweckgebunden wieder eingesetzt werden müssen (Gemeindeordnung, Kommunalabgabengesetz), können damit keine Maßnahmen unterstützt werden, die nur den Bewohner zugutekommen. Die Lösung der Gruppe bestand darin, einen Dachverein zu gründen, welcher sich aus Akteuren des Handels, Verwaltung, Tourismus und vor allem der Bürgerschaft zusammensetzt. Die Aufgaben der Vereinigung bestehen einerseits darin, mittels öffentlich platzierter Spendenboxen Geld zu sammeln und die Projekte zu koordinieren, die davon profitieren sollen. Des Weiteren leistet der Verein Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Projekte, aber auch über die rechtlich zwingenden Vorgaben, wie Tourismus-Gelder zu verwenden sind. Viele Füssener kennen diese Hintergründe laut der studentischen Umfrage nämlich nicht. Kernaufgabe ist, die Bürger mehr in die städtische Entwicklung einzubeziehen.
Als potentielles Förderungsprojekt stellten sie das Jugendforum/Jugendhaus oder ein für jugendliche Füssener vergünstigtes ÖPNV-Ticket vor.
Mit einem Video über die Ankunft am Füssener Bahnhof startete die zweite Gruppe ihre Präsentation. Schon bald kristallisierte sich heraus, dass zunächst die hohen Besucherströme durch das Bahnhofsgebäude durchgeschleust werden müssen. Danach macht sich oft große Orientierungslosigkeit breit, da zum einen die wichtigen touristischen Ziele mangelhaft ausgewiesen sind und zum anderen keine Auskunft darüber auffindbar ist, wo welche Busse, wann abfahren.
Als Lösung für ersteres Problem stellten die Studierenden eine Querungshilfe für das kaum befahrene Gleis 1 vor. Die simplen Holzkonstruktionen ermöglichen, dass die Besucher, ohne das Bahnhofsgebäude passieren zu müssen, ihre Touren sicher und ohne großes Gedränge starten können. Eine Verwendung solcher Querungshilfen sei wochentags laut Absprache mit der Deutschen Bahn tendenziell möglich.
Um den Reisenden auch eine Informationsquelle zu liefern, wo die nächsten Busse abfahren, testeten die Studierenden kurzerhand eine selbstangebrachte manuelle Bus-Abfahrtstafel. Um die wichtigen Information auch in Zukunft bereit stellen zu können, eruierten sie verschiedene Möglichkeiten. Eine davon wäre eine bereits installierte Werbetafel zu bespielen, welche aktuell nicht verwendet wird.
Lobend stellten die Studierenden die Informationstafel von Füssen Tourismus und Marketing AöR dar, da diese problemlos für Menschen mit Rollstuhl umgestellt werden kann, sodass diese ebenfalls alle Infos erhalten können.
Der Morisse-Parkplatz und das dazugehörige Gelände beschäftigte die dritte Gruppe ein ganzes Semester lang. Da aufgrund des bestehenden Vertrages mit einem privaten Parkraum-Dienstleister keine tiefgreifenden Veränderungen auf der Fläche vorgenommen werden dürfen, überlegten sich die Studierenden, wie man die Fläche dennoch als sozialen Treffpunkt nutzen kann. Zum einen präsentierten sie die Möglichkeit eines flexibel auf- und abbaubaren Containers. Dieser soll durch die Bespielung mittels eines Cafés und einer Touristinfo zu einem physischen Ort der Begegnung werden.
Zum anderen könnte man die in städtischer Hand befindliche Grünfläche zum Stadtgarten umnutzen. Mit dem Titel „StadtAcker“ soll ein generationenübergreifendes Projekt entstehen, welches eine aktive Grünfläche gestaltet. Auf dieser soll über das Thema Nachhaltigkeit aufgeklärt werden, aber auch sportliche Aktivitäten, wie das in München bekannte „Sport im Park“, könnten hier stattfinden.
Noch viele weitere alternative Nutzungen der Fläche hatten die Studierende in ihrem Repertoire. Zum einem das Projekt Innere Kemptener Straße. Bei der Straße handelt es sich um den Übergang Parkplatz – Altstadt. Hier soll eine Wohlfühlzone für Fußgänger entstehen. Ein attraktives Gestaltungselement hierfür wäre die Nutzung als Marktplatz: mobile Verkaufsstellen, welche bei Notfällen auf die Seite gefahren werden können, könnten die Fläche bespielen und die Bürger:innen und Touristen mit regionalen Produkten versorgen und einen Treffpunkt beider darstellen.
Weitere Alternativen wären die abschnittsweise Aufstellung von Tiny-Houses oder der Nutzung als City Logistik Fläche. Ein Pilotprojekt der Firma UPS in Hamburg zeigt, wie man Parkflächen zur nachhaltigen Belieferung durch Micro-Depotcontainer verwenden kann.
Als Fazit stellten die Studierenden heraus, dass man bei einem Projekt wie diesem nicht aufgeben soll, wenn eine Lösung nicht funktioniert und deshalb mehrere Pläne bereithalten soll. Dies bewiesen sie auch durch ihre Bandbreite an Alternativen.
Abschließend präsentierte die Gruppe „Lechvorstadt“ ihre ausgeklügelten Ideen, wie man die Bundesstraße zu einem sicheren Ort machen kann. Zum einen müsse ein Blitzer errichtet werden, der die Geschwindkeitsbegrenzung von 30 km/h kontrolliert. Zum anderen soll auch mittels kunstvoll gestalteter Schilder darauf aufmerksam gemacht werden, dass Tempo 30 vorherrscht und rücksichtsvoll gefahren werden soll. Durch eine Ampel mit Zebrastreifen im Kurvenbereich soll eine sichere Querungshilfe entstehen. Das hier zwingend gequert werden muss liegt u.a. an dem sehr schmalen Gehstreifen vor der Schiffwirtschaft. Die Gruppe klärte alle Schritte mit den entsprechenden Ämtern ab und übergibt nun den Bürger:innen Füssens realisierbare Vorgehensweise zur Verbesserung der Situation in der Lechvorstadt.